Bei der Achtsamkeitsübung Gegenstände lernst du, dich auf ein bestimmtes Objekt zu konzentrieren. Auf seine Beschaffenheit, Textur, Farbe, Form, Oberfläche, den Geruch oder den Geschmack. Dabei geht es nicht darum, das Objekt zu bewerten. Es geht nicht darum, ob du es als schön empfindest, welche Aufgabe es erfüllt oder wo es herkommt. Es geht vielmehr darum, seine Gesamtheit zu erfassen, betrachten, erkunden und zu spüren.
Dabei sprichst du alle deine Sinne an und versuchst dich auf deine Sinneseindrücke zu konzentrieren. Diese Übung hilft dir zum einen, deine Aufmerksamkeit auf ein außerhalb von dir zu richten. Zum anderen wirst du bald deine Umgebung, Gegenstände in deine Umgebung, dich und andere Personen intensiver und achtsamer betrachten und nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen. Vorgefasste Bewertungen, Meinungen oder Vorstellungen können sich mit dieser Achtsamkeitsübung auflösen.
Die Achtsamkeitsübung Gegenstände kannst du mit einem beliebigen Objekt durchführen. Dazu eignen sich Dinge, aus der Natur oder jedem Haushalt.
Gegenstände aus der Natur:
- Blätter
- Blüten, Blütenblätter
- Zweige, Äste
- Eicheln
- Nüsse
- Obst
- Gemüse
- Tannenzapfen
- Steine
- Kristalle
- Schneckenhäuser
- Muscheln
- Federn
Gegenstände aus dem Haushalt:
- Knöpfe
- Geldstücke
- Schlüssel
- Schrauben
- Besteck
- Schmuck (Anhänger, Ringe)
- Kerzen
Anleitung für die Achtsamkeitsübung Gegenstände
In unserem Beispiel betrachten wir eine Muschel. Du kannst jeden Gegenstand deiner Wahl für diese Übung nutzen. Die Achtsamkeitsübung kannst du beliebig lang durchführen. Empfehlenswert sind fünf bis zehn Minuten. Wenn du die Übung mit einer brennenden Kerze machst, dann bleibt diese vor dir stehen, ohne sie zu berühren. Alle anderen ungefährlichen Gegenstände kannst du in die Hand nehmen.
Übung Gegenstände
Form: Nimm die Muschel in deine Hand. Wie fühlt sich die Muschel an? Betrachte die Muschel als Ganzes, ohne Gedanken oder Assoziationen zu verfolgen. Beobachte, was du siehst und spürst. Wie fühlt sich die Muschel in deinen Händen an? Wo und wie berührt die Muschel deine Hände? Betrachte die Form und die Größe. Du kannst sie ganz nah an deine Augen halten oder deine Hände weit weg strecken. Wie verändert sich das Bild der Muschel aus unterschiedlichen Blickwinkeln?
Oberfläche: Wie fühlt sich die Oberfläche der Muschel an? Achte dabei auf die Details. Ist sie glatt oder geriffelt? Ist sie rau oder weich? Feucht oder trocken? Ist sie innen anders beschaffen, wie außen? Ist sie gleichmäßig gewachsen oder hat sie Kerben, Macken, Makel? Achte auch auf die Konturen. Wie sehen die Ränder der Muschel aus? Sind sie gleichmäßig oder ausgefranst?
Farbe: Welche Farbe hat die Muschel, wenn du sie weit weg hältst? Wie verändert sich die Farbe, wenn du sie nah zu dir heranholst? Welche Farbunterschiede siehst du auf ihrer Oberfläche? Hat die Muschel überall die gleiche Farbe? Gibt es Muster, die du erkennen kannst? Ziehen sich Maserungen oder Adern durch oder hat sie Flecken?
Temperatur: Achte nun auf die Temperatur der Muschel. Ist sie warm oder kalt? Hat sie außen eine andere Temperatur als innen? Verändert sich ihre Temperatur in deinen Händen? Hat sie in deinen Händen eine gefühlt andere Temperatur, als auf deinem Unterarm oder an deiner Backe?
Geruch: Was riechst du, wenn du die Muschel an deine Nase führst? Versuche auch hier nicht zu überlegen, woher der Geruch kommt. Bleibe einfach bei deinen Sinneseindrücken. Riecht die Muschel vielleicht salzig oder modrig oder neutral?
Geräusch: Was hörst du, wenn du dir die Muschel an dein Ohr hältst? Ein Rauschen oder ein Schwingen? Hörst du es laut oder leise? Erkennst du ein Muster oder eine Melodie in dem Geräusch? Hörst du Stille?
Gut zu wissen
Verfolge bei der Übung keine Gedanken, der dich vielleicht an den Ort führt, wo du den Gegenstand herhast. Versuche den Gedanken nicht nachzugehen, die dem Gegenstand eine Bedeutung geben oder dich an seine Aufgabe erinnern. Bleibe ganz bei den Empfindungen deiner Sinne, beim Nachspüren. Bleibe im Hier und Jetzt.
Ungiftige und unschädliche Gegenstände, wie Obst, Gemüse, Nüsse kannst du auch mit dem Mund und deinen Geschmacksnerven erkunden. Wonach schmecken sie? Wie fühlen sie sich auf der Zunge und in den unterschiedlichen Bereichen deines Mundes an? Wie verändert sich die Konsistenz, wenn du sie länger im Mund hast? Was bleibt übrig, wenn du sie hinuntergeschluckt hast? Die Geschmacksübung kannst du auch bei jeder Mahlzeit machen.
Hier geht es zum Hauptartikel: Achtsames Beobachten – Wahrnehmen ohne Bewertung. In diesem Artikel haben wir beschrieben, was Achtsamkeit ist und wie sie dein Leben bereichern kann. Auf der Seite findest du auch alle anderen Artikel mit Übungen zur Achtsamkeit. Für Anfänger und Fortgeschrittene.
Kannst du Gegenstände jetzt wacher wahrnehmen? Spürst du, wie deine Aufmerksamkeit erweitert ist? Teile deine Erfahrung in einem netten Kommentar mit unseren Lesern.
Foto: Bibiane Speer