Ja, loslassen tut oft weh. Wir haben das Gefühl, dass uns ein Stück von uns genommen wird. Das passiert meistens dann, wenn wir uns mit dem, was wir loslassen wollen, zu sehr identifiziert haben. Oft sind wir „verstrickt“ – ob in Gefühle, oder Beziehungen. Manchmal halten wir so sehr an etwas fest, dass wir krank werden und leiden. Das muss nicht sein.
Wir gehen dem Thema „Loslassen“ auf den Grund und stellen uns die Frage, warum es uns so schwerfällt loszulassen und wie wir lernen können leichter loszulassen.
Zu viel Zeug, von dem wir uns nicht trennen können. Der Schrank quillt über von zu vielen Klamotten oder die Kellertür lässt sich kaum öffnen, weil wir horten. Vergangene Beziehungen zu Partnern und Freuden, an die wir immer noch denken und an den wir (un-)bewusst festhalten. Kinder, die aus dem Haus gehen. Liebe Mitmenschen und Wegbegleiter, die sterben und uns verlassen. Jeder dieser Einschnitte ist eine Einleitung in einen neuen Abschnitt in unserem Leben.
Dinge, Klamotten, Zeug loslassen
Wir halten fest an Bekanntem und Vertrautem. Das, was wir kennen, gibt uns Sicherheit. Wenn wir uns von etwas trennen sollen, haben wir Angst. Wir haben das Gefühl, dass wir „ohne“ XYZ verloren sind. Aber das sind wir nicht. Mit oder ohne das alte Kaffeeservice von Tante Berta, das seit Jahren im Regal verstaubt. Mit oder ohne den roten Wintermantel, den wir so gerne auf den Events während unseres Studiums getragen haben. Doch mit der Zeit werden diese materiellen Erinnerungen oft eine Bürde, eine Last, die wir mit uns herumschleppen. Zu vielen dieser Dinge haben wir manchmal kaum noch Bezug. Erst wenn es um die Entscheidung geht „behalte oder weg“ kriecht die Erinnerung hoch und macht sich mit einer unüberhörbaren Stimme in uns breit.
Man muss nicht gleich Minimalist werden. Dennoch kann es sich wie eine Befreiung anfühlen, wenn wir es schaffen, uns von dem einen oder anderen Teil zu trennen. Das Weniger schafft mehr Freiraum und die leeren Schränke, Schubladen und Regale sind eine Wohltat für unsere Seele. Wenn die Last, der Ballast abfällt, fühlen wir uns leichter und können freier atmen. Was wir dann auch feststellen: Wir sind nicht verloren.
Tipps:
Sortiere deinen Kleiderschrank, Schubladen, Schränke, Regale, den Keller einfach nach der einfachen 3-Kartons-Methode:
1. Behalten
2. Weggeben
3. Noch nicht sicher
Den zweiten Punkt, kannst du noch unterteilen in a) verschenken, b) verkaufen und c) spenden.
Bei dem einen oder anderen Teil sind wir uns vielleicht noch nicht sicher, ob wir es noch brauchen können oder ob wir es im Alltag vermissen werden. Diese Teile kommen in die dritte Kiste und werden für ein paar Monate im Keller, der Garage oder dem Dachboden verstaut. Damit die Kiste nicht selbst zum Ballast wird, trage dir dazu einen weiteren Termin in deinem Kalender ein. Wenn du die Sachen in dem Karton bis dahin nicht vermisst hast, dann dürfen auch sie gehen.
Denke auch daran, dass hinter jedem schweren Loslassen ein tieferliegendes Gefühl stecken kann. Versuche, herauszufinden, welches Gefühl dich festhält. Bearbeite dieses Gefühl, dann wird es dir leichter fallen, das materielle Teil loszulassen.
Menschen (und Gefühle) loslassen
Menschen und Gefühle stehen für eine gemeinsame Vergangenheit. Wenn nicht alles ganz schiefgelaufen ist, dann erinnern wir uns an die schönen Zeiten, die wir zusammen verbracht haben. Wir wollen nicht loslassen, was wir damals erlebt und gespürt haben. Die Erinnerung ist an schöne, wohlige Gefühle geknüpft. Und selbst, wenn es „damals“ auch unschöne Momente gegeben hat, dann verdrängen wir diese gerne.
Tipps:
Wenn wir Menschen loslassen wollen, dann müssen wir sowohl die schönen, als auch die nicht so schönen Erlebnisse anerkennen. Wir gewinnen so eine neutrale Sichtweise auf unsere Beziehungen und können aufhören, die „alten Zeiten“ zu beschönigen. Dafür kann man sich eine Liste anlegen, auf der man alle Punkte schriftlich festhält. Dieser Prozess kann über mehrere Tage oder Wochen andauern. Je mehr wir uns dafür Zeit nehmen, desto mehr Erinnerungen kommen hoch und desto gründlicher wird die Aufstellung.
Vergangenheit loslassen
Meist sind es Gedanken an eine unschöne Vergangenheit, bei denen es uns nicht gelingt, sie loslassen zu können. Alte Verletzungen oder Traumata sitzen oft ganz schön fies in uns drin und denken nicht daran, es uns leicht zu machen. Wir fühlen uns immer noch ungerecht behandelt, ausgestoßen, gemobbt oder hintergangen. Doch, was bringt uns dieses Gefühl in unserem heutigen Jetzt, in unserem heutigen Leben? Die Vergangenheit ist vorbei. Sie ist abgeschlossen. Wir – oder auch „die anderen“ – können nichts mehr daran ändern. So oft wir darüber nachdenken, uns ärgern, wütend oder traurig werden: Das Geschehene befindet sich in der Vergangenheit, die Gefühle haben wir im Hier und Jetzt. Das ist paradox, tut uns nicht gut und hilft auch nicht weiter. Doch Gefühle, die Energien, die noch in unserem Körper sind, dürfen wir nicht so einfach verdrängen. Sie möchten gesehen und gespürt werden, bevor sie gehen können, bevor wir sie loslassen können.
Tipps:
Die Vergangenheit loslassen hat immer etwas mit Vergeben und Verzeihen zu tun. Wir müssen lernen anderen Menschen, die uns verletzt haben, zu vergeben und zu verzeihen. Auch uns selbst dürfen wir von Schuld und Scham freisprechen, wenn wir uns vielleicht in der Vergangenheit falsch verhalten haben. Wir verzeihen und vergeben dem anderen oder unseren Handlungen im Damals, aber die Erlösung erfolgt im Hier und Jetzt und wirkt sich direkt auf unser heutiges Leben aus.
Vielleicht gelingt es dir, die Perspektive des anderen einzunehmen. Dann wirst du erkennen, dass dein Gegenspieler vielleicht auch verletzt wurde und sie mit seinem unschönen Verhalten an dich weiter gegeben hat. Auch bei deinem eigenen Fehlverhalten wirst du erkennen, dass du das eine oder andere zur damaligen Zeit nicht besser wusstest oder aus einem anderen Druck so gehandelt hast.
Wenn du es schaffst, dann über dich in Mitgefühl für diejenigen, die dich verletzt haben oder für dich. Dabei helfen können dir eine Meta Meditation oder Mitgefühl Affirmationen.
Wie schaffst du es, gut loszulassen? Teile deine Erfahrung mit unseren Lesern in einem netten Kommentar.
Foto: Angelica Vaihel Pixabay